Berichte

Tanzgottesdienst im Café Basico in Kreuztal

 

Die Situationen, in denen getanzt wird, sind ganz verschieden, aber die Gründe ähneln sich: Freude, Unbeschwertheit und Erleichterung. Aber wer hat Lust dazu, wenn die „Glücksdichte“ gering ist? Dass Tanzen nicht nur etwas für Glückskinder ist, die permanent die Welt umarmen möchten, sollte ein besonderer Gottesdienst zeigen, den der Pastoralverbund Nördliches Siegerland jetzt veran­stal­tete. Das Motto lautete: So, wie wir sind und so, wie wir uns fühlen können wir zu Gott gehen, bei ihm unser Herz ausschütten, klagen, fragen, zur Ruhe kommen oder auch tanzen.

Erste Schritte: „1-2-3 … 5-6-7 …“ und „Vor-rück-schließen … rück-vor-schließen“ und ...Foto: Alfons Goris Es sollte keine Tanzvorführung werden, sondern alle sollten aktiv mitmachen. Als passende Location bot sich dafür das Café Basico in Kreuztal, unterbracht in einem restaurierten ehemaligen Lok­schuppen mit seiner ganz besonderen Atmosphäre und unter Insidern bekannt als Tango- und Salsa-Treff. Unerfahren auf diesen Gebieten war uns schnell klar, dass wir eine Anleitung brauchten, und sie war schnell mit Victor gefunden, einem aus Kuba stammender begeisterten Salsa-Tänzer.

Am Sonntagnachmittag ging es los, der Tanzsaal war mit etwa 50 bis 60 Personen gut gefüllt, gekommen waren Familien mit ihren Kleinkindern bis hin zum Rentner-Ehepaar.

Victor zeigte uns die ersten Grundschritte und etwas zögernd folgten wir – in Reihen aufgestellt – seine Anweisungen. Aber die Begeisterung von Victor für den Tanz sprang schnell über und alle machten mit!!!

Nach den ersten zwei Tänzen gab es eine kleine Pause mit kurzen meditativen Texten zum Tanzen.  So sagte schon der große Kirchenlehrer Augustinus im (354 – 430 n. Chr.): „Ich lobe den Tanz, denn er befreit den Menschen von der Schwere der Dinge … O Mensch, lerne tanzen, sonst wissen die Engel im Himmel mit dir nichts anzufangen.“ Und Anselm Grün, Benediktinermönch und Autor vieler spiritueller Bücher, sagt heute: „Im Tanzen können wir uns selbst vergessen. Da sind wir ganz bei uns. Der Tanz löst die Spaltung auf zwischen Leib und Seele ….“

Und dann ging es weiter mit Victor: Die nächsten Stufe, paarweises Tanzen war angesagt. Das ging schon er­staun­lich gut. Unüberhörbar zwischen der einge­spiel­ten Salsa-Musik immer wieder die laute Takt-Ansage un­seres Trainers: 1, 2, 3 …, 5, 6, 7 …. Aber wie dilettantisch unsere Tanzschritte noch waren, konnten wir dann in einer kurzen Tanzeinlage von Victor mit seiner Partnerin sehen.  

Tanzeinlage von Victor mit PartnerinFoto: Alfons Goris  

Fehlen sollte auch nicht das, was zu jedem Gottesdienst gehört, die Schriftlesung: „Ein jegliches hat seine Zeit … weinen hat seine Zeit, lachen hat seine Zeit; klagen hat seine Zeit, tanzen hat seine Zeit …“ (Pred. 3,1-8). In einer Dialogpredigt über das Tanzen wurde herausgestellt, dass das Christenleben nur dann wirklich gelingen kann, wenn man sich nicht nur stur an den Takt von Dogma und Gesetz klammert, sondern Gott die Führung überlässt. Und nur wenn Menschen an uns gläubige Beschwingtheit wahrnehmen, wird Glauben ansteckend sein.

Zum Schluss war noch einmal Tanz angesagt und es gab noch eine kleine Überraschung: Wussten Sie schon, dass man auf „Großer Gott wir loben dich“ (im ¾-Takt geschrieben) gute einen langsamen Walzer tanzen kann? Probieren Sie es aus.

Das Fazit der Gottesdienstteilnehmer: „Weiter so! Eine sehr gut gelungene Fortführung der Reihe ‚Gottesdienst an besonderen Orten‘, die ihr vor einigen Wochen im Victoria-Kino in Dahlbruch begonnen hatte. Und demnächst treffen wir uns wieder im Hauberg in Fellinghausen.